(Quelle: Festschrift 100 Jahre OGV-Obermichelbach, Juni 2002, Verfasser: Franz Link)

In der Zeit der Wende um 1900 befasste man sich in Bayern immer mehr mit dem Gedanken, den heimischen Obstbau zu fördern, um den ständig steigenden Bedarf an Nahrungsmitteln der wachsenden Bevölkerung preiswert decken zu können. Im damaligen Königreich Bayern war dies meist ein staatliches Anliegen. Fast immer waren es Pfarrer oder auch Lehrer, von denen in den Dörfern die Anregung zu den Vereinsgründungen ausging.

 

In unserem Dorf war die treibende Kraft für die Gründung eines Obstbauvereines Herr Pfarrer Gustav Wilhelm Karl Keller. Herr Pfarrer Keller wurde am 15. Januar 1862 bei Schleiz geboren, war Geistlicher in der Kirchengemeinde "Obermichelbach / Veitsbronn" von 1886 bis 1930. Er starb am 16. Mai 1937 in Veitsbronn

 

In dem Gründungsprotokoll - der Acta des Obstbauvereins Obermichelbach, die sich in den Unterlagen des Nachbarvereins Veitsbronn befindet - wird der 28.April 1901 als Datum der Vereinsgründung genannt. Somit feiern wir in diesem Jahr eigentlich unser 100-jähriges Bestehen. Ältere Mitglieder hatten sich Ende der 70er Jahre als Gründungsjahr jedoch an 1902 erinnert, was zur Jubiläumsfeier des 80. Geburtstages im Jahre 1982 führte und somit für die folgenden Anlässe eine "Jahresverschiebung" bewirkte. Dies brachte jedoch den ungewollten Vorteil mit sich, dass sich unsere Jubiläen nicht mit denen der Nachbargemeinden überschneiden.

 

Die Gründungversammlung fand unter Vorsitz von Herrn Pfarrer Keller statt. Den Vortrag hielt Herr Pfarrer Engelhardt von Nürnberg, der vom Vorstand des Obstbauvereins Vach, Herrn Lohbauer, eingeladen worden war. 22 Mitglieder traten dem Verein bei. Vorsitzender wurde Pfarrer Keller, in den Vorstand wurden außerdem Kantor Ultsch, Joh. Schnappauf als Kassier, Andreas Wirth und Konrad Zimmermann gewählt.

 

In Obermichelbach und in den umliegenden Ortschaften wurden bei Versammlungen Vorträge über Anlage und Pflanzung von Obstgärten, Bekämpfung von Schädlingen und Düngung der Obstbäume gehalten. Dies führte zur Gründung weiterer Ortsvereine. In den folgenden Jahren befasste man sich hauptsächlich mit der Anpflanzung von Obstgärten, Obstbäumen und Sträuchern. Der Verein beschaffte für seine Mitglieder Mittel zur Schädlingsbekämpfung wie Obstbaumkarbolineum und Leimringe. In den folgenden Jahren wurden Kurse von Fachleuten über Obstbau und Obstverpackung gehalten, denn in erster Linie galt es in der damaligen Zeit die eigene Versorgung sicherzustellen und einen kleinen Nebenerwerb zu erzielen.

 

Die Geschichte des Obstbauvereins Obermichelbach der ersten Jahrzehnte lässt sich wegen fehlender Protokolle und Dokumente heute leider nicht mehr nachvollziehen. Überliefert ist, dass Herr Pfarrer Keller 1933 sein Amt als Vorsitzender nach 32 Jahren niederlegte. Aus Erinnerungen ist bekannt, dass der Verein in den 20er Jahren über eine Obstzerkleinerungsanlage, Saftpresse, Obstspritze und Dosenverschlussmaschine verfügte.

 

Das Geschehen im und um den Obstbauverein Obermichelbach in den Kriegs- und Nachkriegszeiten muss wohl bescheiden gewesen sein. 1957 wurde ein Mosthaus gebaut - Archivmaterial liegt hierzu leider nicht vor - das inzwischen der Spitzhacke zum Opfer fiel. In der Zeit von 1970 bis Herbst 1977 muss das Vereinsleben wohl ziemlich zum Erliegen gekommen sein.

 

Am Trend der Stadtbevölkerung "hinaus aufs Land" in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wollten Bürgermeister und Gemeinderat durch Ausweisung von Baugebieten partizipieren. Und viele Familien aus dem Ballungsraum Nürnberg / Fürth / Erlangen erwählten Obermichelbach zu Ihrem neuen Wohnsitz. In diesem heute nahezu abgeschlossenen Wandel des am nördlichen Rand des Landkreises Fürth gelegenen, ehemals bäuerlich geprägten Dorfes Obermichelbach und seiner Ortsteile Rothenberg und Untermichelbach zu einem schmucken und gepflegten Ort vor den Toren Fürths, stellten bald die "Neubürger" die Mehrheit. Dem damaligen Bürgermeister und Landtagsabgeordneten Hans Tauber war es in dieser Situation ein großes Anliegen, das Gemeindeleben auf verschiedenste Weise neu bzw. wieder zu beleben. So ist es seiner Initiative zu verdanken, dass der Obst- und Gartenbauverein Obermichelbach aus seinem "Dormröschenschlaf" erweckt und mit neuem Leben erfüllt wurde.

 

Am 15.10.1977 wurde zu einer "zweiten Gründungsversammlung" in die Gaststätte Lohbauer, dem heutigen Gasthaus am Michelbach, eingeladen - wenige Wochen nach der Gründungsversammlung des Sportclubs Obermichelbach. Die Vorsitzenden des Kreisverbandes und des Bezirksverbandes, die Herren Segert und Falk, waren als Geburtshelfer dabei.

 

Die alte, "ruhende" Mitgliederkartei umfasste damals 36 Personen. Der Einladung zur Wiederbelebung des Obst- und Gartenbauvereins leisteten aber nicht nur Altbürger Folge. Auch bei Neubürgern stieß der Gedanke auf reges Interesse. Zu Sinn und Wert des Obst- und Gartenbaues sowie der Ziergärten und der Ortsverschönerung hielten der 2.Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Veitsbronn, Herr Peter Ammon und der 1.Vorsitzende aus Stein, Herr Bär interessante Lichtbildervorträge. Der Bezirksvorsitzende, Herr Falk hob die Freizeitbedeutung der Zier-, Obst- und Gemüsegärten hervor.

 

Die ca. 50 Anwesenden wählten für 4 Jahre folgende Führung des Vereins:

1.Vorsitzender: Michael Roth, 2.Vorsitzender: Herbert Hablawetz, Schriftführerin: Margarete SchwanfeIder, Kassier: Anton Pickel, Beisitzer: Emma Roth, Leonhard Löslein, Gerhard Reitzhammer, Ernst Stöhr.

 

Der neugewählte 1.Vorsitzende Michael Roth, der seit 1954 dem Verein angehörte, sah seine Hauptaufgabe in den folgenden Monaten in der Werbung neuer Mitglieder. Seine Bemühungen waren von einem überwältigenden Erfolg gekrönt. Nach gut einem Jahr konnte er in der Jahreshauptversammlung als Mitgliederstand stolz eine nahezu Verfünffachung auf 168 Gartenfreunde verkünden.

 

Auch die Sammelbestellung von Düngemitteln und Torf hatte sich der Verein zur Aufgabe gemacht. Kassier Anton Pickel berichtete 1978 von einem Umsatz von DM 18.360. Allein 1220 Ballen Torf wurden von den Gartenbesitzern in ihren Gärten verarbeitet. Der Mitgliedsbeitrag - Mitglied ist die ganze Familie - der bislang DM 6,- im Jahr betrug, wurde auf Beschluss der Mitgliederversammlung auf DM 10,- erhöht.

 

Um den Bürgern, die keine Möglichkeit zum Kompostieren auf dem eigenen Grundstück hatten, eine Entsorgung der Gartenabfälle zu ermöglichen, richtete die Gemeinde einen Sammelplatz mit Container ein. Von einigen Wenigen wurde der Container auch zur Entsorgung von Restmüll zweckentfremdet, sodass Bürgermeister Tauber auf der nächsten Jahresversammlung an die Gartenbesitzer appellieren musste, nur brennbare Abfälle wie Ausschnittabfall von Hecken und Bäumen abzulagern.

 

Zu den Diensten und Angeboten des Vereins der folgenden Jahre zählten:

- Sammelbestellung von Torf und Düngemitteln jeweils im Frühjahr und Herbst

- Abhalten von Vereinsabenden mit Lichtbildervorträgen und fachlicher Beratung

- Vermietung der angeschafften Gartengeräte - Häcksler, Vertikutiergeräte, Fräse - an Mitglieder und Nichtmitglieder

- Vermitteln von Knowhow in Baumschnittkursen

- Mitwirkung beim Kirchweihumzug und Gestaltung des Erntedankgottesdienstes

- Gesellige Veranstaltungen wie Faschingsbälle, Grillfeste, Tanzabende, Weihnachtsfeiern u. Ausflüge

- Organisation von Busfahrten zu Landes- und Bundesgartenschauen

 

Diese Aktivitäten fanden in der Gemeinde großen Anklang und so war eine weiter steigende Mitgliederzahl die Anerkennung für den Einsatz und die Bemühungen der Vereinsführung und der aktiven Mitglieder. Bei der Feier zum 80-jährigen Bestehen - also nach nur fünf Jahren - konnte stolz von einem Mitgliederstand von 270 Familien berichtet werden.

 

Im Jahr 1981 schaffte der Verein einen weiteren Häcksler an, dessen Kauf vom Kreisverband mit einem Zuschuss in Höhe von DM 1.000,- unterstützt wurde. Ebenso wurde ein Toilettenwagen gekauft, der nicht nur bei vereinsinternen Veranstaltungen "menschliche Bedürfnisse befriedigen" sollte. Durch Vermietung an andere Vereine und Privatpersonen wollte man die Amortisierung dieser Anschaffung erreichen. Aber eine "Goldgrube" wurde er nicht, denn viele Reparaturen waren erforderlich, weil die Benutzer es des öfteren an einem pfleglichen Umgang fehlen ließen.

 

In der Jahreshauptversammlung am 8.1.1982 standen Neuwahlen an. In ihren Ämtern wurden 1. Vorsitzender Michael Roth, 2. Vorsitzender Herbert Hablawetz und Kassier Anton Pickel bestätigt. Als Schriftführer wurden Ernst Stöhr für die verstorbene Margarete Schwanfelder und als Beisitzer Emmi Roth, Liselotte Stöhr, Leonhard Löslein und Gerhard Reitzhammer gewählt.

 

Durch den Kreisvorsitzenden Theo Segert wurde Michael Roth mit der Ehrennadel in Silber geehrt. Herbert Hablawetz, Anton Pickel und Leonhard Löslein erhielten die Ehrennadel in Bronze verliehen.

 

Das 80-jährige Jubiläum - gefeiert im Jahre 1982 - bot den festlichen Rahmen für die Ehrung langjähriger und verdienter Mitglieder. Unter der Schirmherrschaft des damaligen Landrates Dr. Sommerschuh wurden durch 1.Kreisvorsitzenden Theo Segert:

Bürgermeister Hans Tauber, Vorsitzender Michael Roth und Gerhard Löslein

mit der goldenen Ehrennadel des Landesverbandes für Gartenbau und Landschaftspflege ausgezeichnet.

Urkunden und Ehrennadeln in Silber erhielten folgende 28 Mitglieder überreicht:

Ammon Hans, Brummer Georg, Brunner Heinrich, Dennerlein Hans, Eichhammer Willi, Hiller Siegfried, Knobloch Kurt, Lämmermann Fritz, Lohbauer Pauline, März Karl, Pamer Andreas, Popp Konrad, Popp Leonhard, Rohringer Rudolf, Rottner Hans, Rottner Konrad, Schenke Gerhardt, Schilmeier Leonhard, Schuh Hans, Stark Ludwig, Tauber Johann, Tiefel Lena, Tiefel Michael, Weiß Johann, Weiß Wilhelm, Weller Heinz, Wirth Ferdinand und Zimmermann Hans

 

Am Abend wurde im Lohbauersaal das Tanzbein geschwungen. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildete ein Festgottesdienst zum Erntedankfest in der vom Verein festlich geschmückten Heilig-Geist-Kirche in Obermichelbach.

Vom Kirchweihumzug dieses Jahres berichtete die Fürther Nachrichten: "Einen Höhepunkt bildete, wie alljährlich, der Obst- und Gartenbauverein unter seinem Vorsitzenden Michael Roth, der durch die charmanten Bändertänzerinnen, den Girlanden-Trägern und den "Freizeitgärtlern" dem Kirchweihzug eine besondere Note gab."

 

In den folgenden Jahren schaffte der Verein eine Fräse und ein weiteres Vertikutiergerät an, da die Nachfrage stark zugenommen hatte. Ebenso wurde ein Kopiergerät gekauft, um Sammelbestellungen von Düngern und Einladungen zu den Veranstaltungen des Vereins kostengünstig erstellen zu können. Mit diesen in die Briefkästen verteilten Handzettel sollten die Mitglieder an aktuelle Termine erinnert werden. Der Verein und die fleißigen Austräger mühen sich also nach Kräften einen guten Besuch der Veranstaltungen oder der Teilnahme an Arbeitsdiensten zu erreichen. Trotz dieser Bemühungen musste ein rückläufiges Interesse festgestellt werden.

 

1982 führte der Vereinsausflug in die Wagner-Stadt Bayreuth und die Eremitage. 1983 wurde der Besuch der Internationalen Gartenbauausstellung in München zu einem Erlebnis. Im folgenden Jahr wurden die Schönheiten der Fränkischen Schweiz bewundert. 1985 war die Landesgartenschau in Augsburg das Ziel der Gartenfreunde.

 

Die nächste Jahresversammlung mit Neuwahlen stand am 10.1.1986 an. Dem amtierenden 1. Vorstand Michael Roth wurde einstimmig für weitere 4 Jahre das Vertrauen ausgesprochen. Um das Amt des 2. Vorsitzenden kam es zu einer Kampfabstimmung, die der bisherige Amtsinhaber Herbert Hablawetz für sich entschied. Die beiden anderen Posten blieben in den bewährten Händen von Ernst Stöhr (Schriftführer) und Anton Pickel (Kassier). Ihre Mitarbeit als Beisitzer stellten zur Ver­fügung und wurden gewählt: Emmi Roth, Lieselotte Stöhr, Leonhard Löslein, Gerhard Richter und Heinrich Winkler.

 

Herr Roth konnte sehr erfreut von einem weiter gestiegenen Mitgliederstand auf nunmehr 300 berichten. Dies bedeutete, dass mehr als die Hälfte der damals 550 Obermichelbacher Haushalte dem Verein angehörten. Die Genehmigung einer neuen Vereinssatzung durch die Mitglieder war ein wichtiger Tagesordnungspunkt, denn sie war die Voraussetzung zur Erlangung des Status der Gemeinnützigkeit durch die Finanzbehörde. Seither ist der Verein berechtigt für Spenden steuerlich absetzbare Quittungen auszustellen.

 

Als Vorhaben des Vereins im neuen Jahr führte er auf:

- Erweiterung der Beteiligung am Kirchweihumzug durch Engagieren einer Musikkapelle

- Teilnahme am jährlichen Blumenschmuckwettbewerb

- Baumpflanzaktion auf öffentlichen Grundstücken

- Häckseln der anfallenden Baum­schnitt- und Gartenabfälle mit dem vereinseigenen Gerät auf einem von der Gemeinde zur Verfügung zu stellendem Grundstück.

Durch Häckseln konnten die Kosten für den aufgestellten Container erspart und gleichzeitig wertvoller Humus gewonnen werden. Diese jährlichen Häckselaktionen erforderten einen erheblichen und anstrengenden Arbeitseinsatz aktiver Vereinsmitglieder. Denn neben dem Einsammeln der Abfälle von den Grundstücken der Bürger mit den von bäuerlichen Mitgliedern bereitgestellten Anhängern musste die anschließende Fütterung der Häcksler per Hand erfolgen.

Seit 1992 wird die Verarbeitung des von Jahr zu Jahr wachsenden Sammelgutes von einem fahrbaren Großhäcksler des Maschinenrings - der für einige Stunden angernietet wird - übernommen. Denn mehr und mehr werden die in den Jahren "hoch- und zugewachsenen" Gärten von den Eigentümern gründlich gelichtet und gestutzt. Dies führte zu einer wesentlichen Erhöhung des Schnittgutes - ein Protokoll aus 1997 berichtet die stattliche Zahl von 29 Wagen -, dessen Zerkleinerung bei manueller Bedienung der Häcksler durch die ehrenamtlich tätigen Mitglieder nicht mehr bewältigt werden konnte. Das Häckselgut selbst wird zu günstigen Preisen an interessierte Gartenbesitzer verkauft oder auf gemeindlichen Flächen ausgebracht.

 

Als einer der Beiträge des Obst- und Gartenbauvereins zur 650-Jahrfeier der Gemeinde Obermichelbach - unser Ort wurde erstmals 1337 urkundlich in einer Aufzählung von 22 zum Pfarrsprengel Herzogenaurach zählender Orte erwähnt - wurde 1986, im Jahr vor den Feierlichkeiten der Gemeinde, der von Mitgliedern bepflanzte Festplatz übergeben.

 

Im Jahre 1987 bildete den Schwerpunkt der Arbeit der Vorstandschaft die Festlegung und Organisation des Beitrages des Vereins zur gemeindlichen 650-Jahrfeier. Die vielen Mühen der Vorbereitung zur Teilnahme am Festzug mit einem Festwagen - geschmückt mit einer Nachbildung der Obermichelbacher Kirche - der Bänderkranzgruppe, den Bogenträgern und einer vom Verein enga­gierten Musikkapelle sowie die Ausschmückung des Festzeltes wurden durch die große Anerkennung sowohl von Seiten der Gemeinde als auch der Bevölkerung belohnt. Der Einsatz des Vereins trug wesentlich dazu bei, unser Jubiläums-Dorf im besten Licht erscheinen zu lassen. Stellvertretend für alle Beteiligten er­hielt der 1.Vorsitzende Michael Roth von Herrn Bürgermeister Hans Tauber in der Jahreshauptversammlung im Januar 1988 eine Urkunde und die Medaille der Gemeinde überreicht.

 

Die Freude von Michael Roth über diese Anerkennung währte jedoch nicht allzu lange. Erfreute es ihn noch, dass die Gemeinde sich bereite erklärte, den im Rahmen von Sparmaßnahmen gestrichenen, bislang vom Landkreis gewährten Zuschuss an den Verein zu zahlen, enttäuschte ihn die Entscheidung des Gemeinderates über einen nur geringen Zuschuss zur Anschaffung eines Häckslers. Diese nach seiner Meinung „geringe Bereitschaft des Gemeinderates, den Obst- und Gartenbauverein zu unterstützen" und seine Aktivitäten zu honorieren, vergällte ihm die Freude an der Führung des Vereins. Nach einer längeren Seelenmassage durch die Vorstandskollegen erklärte er sich bereit, sein Amt weiterzuführen. Aber eine Nichtbeteiligung des Vereins am Kirchweihumzug der Gemeinde in 1989 sollte der Preis sein. Aber es wird eben selten so heiß gegessen wie gekocht. Der Verein war auch 1989 beim Kirchweihumzug wieder dabei. Zudem wurde in der gleichen Sitzung der Beschluss zum Kauf und Aufstellen von vier Bänken im Gemeindebereich gefasst, in der folgenden Vorstandssitzung sogar noch eine fünfte bestellt.

 

In dieser Wahlperiode wurden von der Vereinsführung zwei neue Veranstaltungen aus der Taufe gehoben: im Frühjahr sollte ein Bockbierfest den Mitgliedern die Fastenzeit besser überstehen helfen, im Herbst als Abschluss des Gartenjahres ein Weinfest mit erlesenen Weinen die Gaumen erfreuen. Die Preisübergabe an die Besitzer der prämierten Vor- und Bauerngärten wurde in den folgenden Jahren im Rahmen des schnell an Beliebtheit gewinnenden Weinfestes integriert.

Ende der 80er Jahre war in der Gemeinde Obermichelbach der Bau einer Bürgerhalle das große Thema. Ein neuer Verein wurde gegründet:

Förderverein Bürgerhalle. Über diesen brachte auch der Obst- und Gartenbauverein seine Wünsche und Vorstellungen an das Bauvorhaben ein. An dem vom Förderverein ins Leben gerufenen Weihnachtsmarkt beteiligte sich der Obst- und Gartenbauverein mit einem Verkaufs stand für Vogelfutter, Honig und Obstbränden. Von dem Erlös wurden dem Förderverein 250 DM übergeben. Auch heute betreibt der Obst- und Gartenbauverein einen der Stände des Weihnachtsmarktes. Als Spezialität der letzten Jahre erfreuen sich "fränkische Baggers mit Apfelmus" einer sehr regen Nachfrage von Groß und Klein.

 

In der Jahreshauptversammlung vom 12.1.1990 standen Neuwahlen an. Aus Alters- und Gesundheitsgründen stellten sich 1.Vorsitzender Michael Roth und 2.Vorsitzender Herbert Hablawetz, die zwölf Jahre lang die Geschicke des Vereins maßgeblich prägten, nicht mehr zur Verfügung. Bürgermeister Hans Tauber dankte den" Veteranen" für ihre en­gagierte Tätigkeit für den Verein. Sie standen den Mitgliedern nicht nur mit fachlichem Rat und Tat in allen gärtnerischen Fragen zur Verfügung, auch für das gesellschaftliche Leben der Gemeinde Obermichelbach war ihr Einsatz von sehr großem Wert. Dank wurde auch den ausscheidenden Beisitzern Emma Roth und Leonhard Löslein für ihr Engagement in den letzten 3 Wahlperioden gezollt.

 

Mit Lieselotte Stöhr, die sich schon viele Jahre als Beisitzerin für die Ziele des Vereins engagiert eingesetzt hatte, wurde erstmals eine Frau in das Amt des Vereinsvorsitzenden gewählt - die erste im Landkreis. Aus einer Kampfabstimmung um den Posten des 2. Vorsitzenden ging Otto Görg als Sieger hervor. Für weitere vier Jahre wurden Ernst Stöhr als Schriftführer und Anton Pickel als Kassier wiedergewählt. Ihre Mitarbeit als Beisitzer setzten Gerhard Richter und Heinrich Winkler fort, neu gewählt wurden Berta Pamer und Peter Bothmann.

 

Erstmals organisierte der Obst- und Gartenbauverein im Jahre 1990 die landkreisweite Umweltaktion „Saubere Landschaft". Mit vier Traktoren und Anhängern machten sich Vereinsmitglieder und Naturschützer auf, die Gräben entlang der Kreis- und Gemeindestrassen von weggeworfenem Abfall der Autofahrer - Dosen, Getränkeflaschen, Plastik, Papier usw. - zu säubern. Durch auffallende Häufung von gefundenen Flachmännern bestimmter Marken erhielten einige Verbindungsstrassen von den Sammlern neue Namen: „Doornkat-Weg", „Berentzen­Allee" und „Sechsämterstrasse". Als besonders "ergiebige" Stellen erwiesen sich Waldränder und Hecken, die als Schutthalden für Autoreifen, Alteisen, Altpapier, Waschbecken, Tierkadaver von rücksichtslosen Zeitgenossen - bei denen es sich vermutlich allermeist um durchfahrende Ortsfremde handelt - bis auf den heutigen Tag missbraucht werden.

 

In diesem Jahr waren die Ausflugsziele des Vereins die Landesgartenschau in Würzburg, die in den Gräben und Hängen der Marienfeste angelegt war, und Schellenberg im Hohenloher Land. Im nächsten Jahr wurde der Weinort Weikersheim besucht, in den beiden folgenden Jahren beeindruckten die landschaftlichen und baulichen Schönheiten des Altmühltals bzw. die dichten Nadelwälder des Fichtelgebirges die Ausflügler.

 

Einen Beitrag zur Verschönerung unseres Dorfes wollte die Vorstandschaft durch die Wiedererrichtung des alten Dorfbrunnens leisten. Die zu erwartenden Kosten hätte der Verein und ein Gönner zu zwei Dritteln übernommen. Da aber der Ge­meinderat für den Brunnen einen anderen Aufstellungsort - den Platz an der Friedhofmauer in der Burgstallstrasse - ohne Absprache festlegte, zog sich die Vereinsführung von diesem Projekt zurück. Aber mit der Bepflanzung der Anlage brachte sich der Verein auch in diesem Fall ein.

 

Im Rahmen des schon zur Tradition gewordenen Weinfestes am 27.10.1990 wurde der langjährige 1. Vorsitzende Michael Roth zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Nach der Laudatio der amtierenden 1. Vorsitzenden Lieselotte Stöhr sprachen Bürgermeister Hans Lämmermann für die Gemeinde und Herbert Bauer für den Kreisverband Glückwünsche aus. Auch Altbürgermeister Hans Tauber dankte Michael Roth für sein langjähriges erfolgreiches Wirken als Vereinsvorstand und sein Engagement für die Dorfverschönerung durch die alljährlichen Blumenschmuckwettbewerbe.

 

Auf der Tagesordnung der Jahreshauptversammlung am 11.1.1991 fand sich als Punkt "Erhöhung des Mitgliedsbeitrages". Zur Überraschung der Vorstandschaft, die eine Anhebung des seit 1977 unveränderten Jahresbeitrages von DM 10,- auf DM 12,- beantragt hatte, wurde aus der Versammlung heraus eine Erhöhung auf DM 15,- vorgeschlagen, um dieses Thema für die nächsten 10 Jahre erledigt zu haben. Diese Mitgliederinitiative wurde mit großer Mehrheit angenommen.

 

Erst mit der Euro-Umstellung zum 1.1.2002 stellte sich diese Frage erneut. Wegen der eingetretenen Erhöhung der Verbandsabgaben war eine Anpassung des Mitgliedsbeitrages nach zehnjähriger Konstanz erforderlich. Auch hier waren es Mitglieder, die für eine "Aufrundung" auf Euro 10,- als angebracht plädierten und somit einen voraussichtlich für viele Jahre unveränderten Beitrag erreichen wollten.

 

Der Mitgliedsbeitrag wird u.a. zur Bezahlung von Versicherungsprämien an den Landesverband verwendet. Zum einen handelt es sich um die Haftpflichtversicherung des Vereins, zum anderen sind auch die Mitglieder unfallversichert, wenn bei Tätigkeiten im eigenen Garten oder im Garten anderer Mitglieder, bei einer Vereinsveranstaltung oder auf dem Weg dorthin (aber nicht mit Auto) ein Unfall passiert. Es sind zwar nur kleine Deckungssummen, aber immerhin. Ein weiterer Vorteil einer Mitgliedschaft im Obst- und Gartenbauverein ist zu erwähnen: auf Grund von Verhandlungen der Vorstandschaft gewähren einige Firmen in unserer Nachbarschaft Mitgliedern bei Vorzeigen des jährlich neu ausgestellten Vereinsausweises Rabatte auf ihre Garteneinkäufe, sodass sich der Beitrag oft "von selbst" bezahlt.

 

Das Jahr 1992 war wesentlich von den Vorbereitungen zur 90-Jahrfeier geprägt. Der Beitrag des Vereins zum Kirchweihzug stand dementsprechend unter diesem Motto. Die Zahl 90 dominierte den Kirchweihwagen, der mit in allen Farben prächtig blühenden Blumenkästen geschmückt war. Die "Bänderkranzgruppe" und eine "Kleingärtnergruppe" sowie ein Musikzug gaben dem Auftritt des Obst- und Gartenbauvereins einen großen Rahmen.

Am 3. Oktober wurde das Jubiläum gebührend gefeiert. Vorsitzende Lieselotte Stöhr führte durch die Feierstunde und nahm von Landrätin Dr. Gabriele Pauli die Glückwünsche und das Geschenk des Landkreises sowie den Dank für das Engagement des Vereins bei den Umweltaktionen entgegen. Aus der Hand der Landrätin erhielten drei langjährige Mitglieder, die sich um den Verein besondere Verdienste erworben haben, die Ernennungsurkunden zu Ehrenmitglieder. Dazu hatte die Vorstandschaft den ehemaligen 2. Vorsitzenden Herbert Hablawetz, den verdienstvollen Beisitzer Leonhard Löslein und den "Wiederbeleber" Altbürgermeister Hans Tauber ernannt. Weitere Festredner waren Bürgermeister Hans Lämmermann, Altbürgermeister Hans Tauber sowie Kreisvorsitzender Herbert Bauer, der feststellen konnte, dass der Obermichelbacher Verein gemessen an der Einwohnerzahl des Ortes einer der mitgliederstärksten im Kreis ist.

Der Tag klang mit der Musik der Tanzkapelle beim abendlichen Jubiläumsball aus, der bei einem Eintrittspreis wie zur Gründerzeit von 90 Pfennig ausgezeichnet besucht war. Ein voller Saal bringt auch tolle Stimmung, so dass es ein recht vergnügter Abend wurde. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildete der Erntedankgottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche. Er gab Gelegenheit, Gott, der alles wachsen und gedeihen lässt, Dank zu sagen und um Segen für das neue Jahrzehnt zu bitten.

 

Mit der Weihnachtsfeier ging das ereignisreiche Jahr 1992 zu Ende. Sie bildete den Rahmen für die Ehrung langjähriger Mitglieder durch den Kreisvorsitzenden Herbert Bauer sowie der Preisverleihung an die Sieger des Malwettbewerbes "Unser Dorf soll schöner werden". In der Altersgruppe der 4 bis 8-jährigen wurde das Bild von Florian Wolfrum und in der Gruppe der 9 bis 14-jährigen die Zeichnung von Michael Bauer prämiert. Die Siegerpreise waren ein Fernglas und ein Fotoapparat, aber auch alle anderen Teilnehmer erhielten kleine Anerkennungsgeschenke für ihre eingereichten Arbeiten.

 

Auf der Jahreshauptversammlung im Januar 1994 standen Neuwahlen an. Die bisherige Vorsitzende Lieselotte Stöhr konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für die Leitung des Vereins zur Verfügung stehen, erklärte sich aber bereit als Beisitzerin weiterhin im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv mitzuarbei­ten. Als Nachfolger schlug sie Heinz Häuslbetz vor. Nach der Entlastung der Vorstandschaft und des Kassiers wurde folgende neue Vereinsführung von den anwesenden 51 Mitgliedern gewählt:

1.Vorstand: Heinz Häuslbetz, 2.Vorstand: Peter Bothmann, Schriftführer: Hans Dorner, Kassier: Anton Pickel, Beisitzer: Karin Hollederer, Lieselotte Stöhr, Heinz Illauer, Peter Jankovic, Gerhard Richter, Heinrich Winkler.

 

Das Amt des Gerätewartes übernahm der bisherige 2. Vorsitzende Otto Görg für die folgenden sieben Jahre. Ab der aktuellen Saison war Karl Wirth der Ansprechpartner.

 

War im Vorjahr die Bundesgartenschau in Stuttgart das Ziel, so führte 1994 der Vereinsausflug in das immer attraktiver werdende Fränkische Seenland, verbunden mit einer Besichtigung des barocken Schlosses des Deutschherrenordens in Ellingen und des zum „schönsten Dorf Deutschlands" prämierten Ortes Großweingarten. Im nächsten Jahr wurden die Sehenswürdigkeiten der unterfränkischen Hassberge besucht. 1996 erfreuten die Fahrt zur Landesgartenschau in Amberg und der Ausflug nach Michelstadt im Herzen des Odenwaldes mit seinem berühmten Elfenbeinmuseum. Vom Besuch der alten Bischofs- und Bierbrauerstadt Freising mit den berühmten Weihenstephaner Schulgärten nahmen die Teilnehmer 1997 so manchen neuen Eindruck mit nach Hause.

 

Das Motto des Kirchweihwagens lautete in 1995 "Gemüse aus heimischen Gärten". Der Gerätepark wurde um 2 Motorsprühgeräte, stationiert in Rothenberg und Obermichelbach, erweitert.

 

Völlig unnötige Ausgaben verursachte 1996 die Erneuerung der vom Verein aufgestellten Bank am Kriegenbrunner Weg. Die Vorgängerin war mutwillig zerstört worden.

 

Die nicht gerade geringe Zahl der Veranstaltungen in Obermichelbach forderte 1997 ihren Tribut. Trotz ständig steigender Einwohnerzahlen Obermichelbachs war das Interesse am Faschingsball so weit gesunken, dass, um einen kostendeckenden Besuch zu erreichen, diese Veranstaltung seither gemeinsam mit der Frei­willigen Feuerwehr gehalten werden muss.

 

Die Neuwahlen im Januar 1998 machten eine Neubesetzung des Amtes des 2. Vorsitzenden erforderlich, da Peter Bothmann nicht mehr kandidierte. Udo Langenfeldt arbeitet seither in der Vorstandschaft mit. Heinz Häuslbetz, Hans Dorner und Anton Pickel wurden in ihren Ämtern bestätigt. Als neue Beisitzer er­gänzten Joachim Höcherl und Karl Weber neben den wiedergewählten "alten" Karin Hollederer, Lieselotte Stöhr, Heinz Illauer und Heinrich Winkler die Vereinsführung.

 

Das Protokoll der Jahreshauptver­sammlung 1998 berichtet von reger Vereinstätigkeit. Neben den bereits aufgeführten Aktivitäten des Vereins wurde im Herbst auf dem Winklerhof in Rothenberg ein Schlachtfest organisiert. Zur Bereicherung des "gesellschaftlichen" Lebens in der Gemeinde Obermichelbach mussten zwei ausgewachsene Schweine ihr Leben lassen. Dieses Fest erforderte von den Helfern einen großen Einsatz in der Vorbereitung und Durchführung, damit Hunger und Durst der zahlreichen Gäste gestillt werden konnten. Und dies auf echt fränkische Art: mit Bratwürsten und Bratwurstgehäck, Kesselfleisch, Blut- und Leberwürsten, Sauerkraut und Bauernbrot sowie Bier vom Fass.

 

Mit der Bepflanzung verschiedener Flächen der Gemeinde in den vergangenen Jahren - eine in 1993 am Mehrzweckgebäude gepflanzt Dorflinde sei hier als Beispiel angeführt - wuchs dem Verein auch die Verantwortung für die Pflegearbeiten zu. Die geringe Teilnahme von Mitgliedern bei der Bewältigung dieser Aufgabe der Anlagenpflege bereitete der Vorstandschaft zunehmend Kummer. Und dieses Problem ist leider bis auf den heutigen Tag aktuell. Die Arbeit wird von einigen wenigen Mitgliedern der Vorstandschaft ausgeführt. Hier würden viele Hände der Arbeit ein schnelles Ende bereiten. Nehmen Sie sich doch mal einen Abend für diese Aufgabe frei, damit der Spruch „Unser Dorf soll schöner werden" sich bewahrheitet. In den Monaten April bis September ist der 1. Mittwoch im Monat ab 18 Uhr der Termin, Treffpunkt „Altes Feuerwehrhaus"; und das anschließende gemütliche Beisammensein bei einem erfrischenden Bier oder einer kühlen Schorle fördert Geselligkeit und zwischenmenschliche Beziehungen. Auch das gehört zu unserem Verein.

 

Der Vereinsausflug in 1998 führte in das nicht nur wegen seines Bieres berühmte Kloster Weltenburg an der Donau. Auch die Landesgartenschau im oberpfälzischen Neumarkt war eine Reise wert. Im folgenden Jahr führte die Fahrt ins schöne fränkische Weinland. Die Führung durch Weinberge und die anschließende Weinprobe waren so richtig nach dem Geschmack der Teilnehmer. Im Jahr 2000 fand die Bundesgartenschau in Memmingen statt. Ein mit 51 interessierten Obermichelbachern voll belegter Bus startete zu einem vergnügten Tag ins bayerische Schwabenland. 2001 stand eine Fahrt ins "Land der Franken" auf dem Programm. Die berühmte Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen und das nicht weniger bekannte Kloster Banz wurden durch lehrreiche Führungen den Teilnehmern nahe gebracht. Wie bei allen Ausflügen kamen das leibliche Wohl und die Geselligkeit nicht zu kurz.

 

Um die Jahrtausendwende stellte sich der Obst- und Gartenbauverein Oberrnichelbach der großen Herausforderung einer "Baumaßnahme". Von der Gemeinde hatte der Verein das alte Feuerwehrhaus. das mit der Einweihung des neuen Mehrzweckgebäudes im Jahre 1979 ausgedient hatte, zur Verfügung gestellt bekommen. Er nutzte dieses Häuschen als Aufbewahrungsort für die zur Vermietung angeschafften Gartengeräte. Jedoch hatte der "Zahn der Zeit" an dem über 120 Jahre alten Gebäude schon tiefe Spuren hinterlassen. Das Dach konnte den Regen nicht mehr abhalten, die Dachsparren begannen zu verfaulen. Dadurch wurde der markante Schlauchturm. der zum Trocknen der Feuerwehrschläuche diente, zu einem Risiko. Bei angestellten Untersuchungen offenbarte die gesamte Bausubstanz erhebliche Mängel. In dieser Situation ergriff die Vorstandschaft des Vereins mit dem Vorschlag der Renovierung des gesamten Gebäudes die Initiative, um sowohl das Zuhause für die Geräte des Vereins als auch das im Ortsbild auffallende Backsteinhäuschen zu erhalten. Die Gemeinde als Eigentümerin übertrug die bauliche und finanzielle Verantwortung für diese Maßnahme - außer der Stromkabelverlegung - ganz dem Obst- und Gartenbauverein.

 

Nach intensiven Gesprächen wurde beschlossen, diese Aufgabe durch Hand- und Spanndienste der "Aktivisten" in Angriff zu nehmen. Die Bauleitung wurde dem "Routinier vom Fach" Kurt Knobloch, der als Nachbar des Grundstückes zu jeder Zeit die Baustelle im Auge hatte, übertragen. Im Juni 2000 wurden Schlauchturm, Dachstuhl und die ebenfalls verrotteten Deckenbalken abgebrochen. Das gesamte Abbruchmaterial konnte dank zweier Traktorengespanne kostengünstig entsorgt werden. Anfang Juli wurden der östliche Giebel neu aufgemauert, das Material stiftete Mitglied Georg Brunner, und neue Deckenbalken verlegt. Der Schlauchturm - die fachmännische Zurichtung und der Zusammenbau der Balken erfolgte vor Ort durch die Mitglieder Schreiner Georg Gumbrecht, Zimmerer Hans Schottner und Kurt Knobloch - wurde mit Hilfe eines Autokranes auf den erneuerten Dachboden aufgesetzt. Das Setzen des Dachstuhles und das Annageln der Verlattung waren die nächsten Arbeiten. Nun konnte zum Abschluss der wichtigsten und schwierigsten Etappe das Dach mit schönen, leuchtend roten Ziegeln gedeckt und der Turm mit dem Wetterhahn, gestiftet von unserem Schmied Rudolf Tiefel, geschmückt werden. Im Frühjahr 2002 erhielt der Schlauchturm seinen zweiten und dritten Schutzanstrich. Dank der kostenlosen Bereitstellung eines Dachdeckerkrans mit Arbeitsbühne durch Mitglied Leonhard Lorey konnte diese Arbeit gefahrlos erledigt werden.

 

Der nächste Schritt galt der Sanierung des Mauerwerkes. Sich auflösende Backsteine mussten ausgewechselt werden, alle Fugen waren neu zu füllen. Eine zeitintensive und Ausdauer erfordernde Arbeit war das anschließende von Hand Bemalen jedes einzelnen der 2870 Steine und der 710 lfd. Meter Fugen. Die erforderlichen Spezialfarben stiftete Mitglied Walter Berft. Balken und Bretter für neue Tore und Türen wurden gekauft und wiederum in eigener Regie zusammengebaut und gestrichen. Damit war das äußere Aussehen des Gerätehauses abgeschlossen und ein kleines, adrettes Schmuckstück ziert seitdem die Grünfläche im Ortszentrum.

 

Weitere Arbeitsstunden mussten für die Innenrenovierung aufgebracht werden. Neue Fußböden, Weißeln der Wände, Einbau einer Treppe und Ausbau des Daches zählten ebenso wie der Einbau von Werkbänken für Reparatur und Wartung der Geräte im kleineren Raum zu den notwendigen Arbeiten. Der grö­ßere Raum dient der Aufbewahrung der Gartenmaschinen.

 

Dieses größte Projekt in der Geschichte des Obst- und Gartenbauvereins Obermichelbach, auf dessen erfolgreichen Abschluss alle Beteiligten mit Recht stolz sein können, belastete trotz der Sachspenden die Vereinskasse mit mehr als DM 22.000,-. Die geleisteten, unentgeltlichen Hand- und Spanndienste der Aktiven waren es, die unsere Finanzen vor einem Kollaps bewahrten.

 

Insgesamt verbrachten Mitglieder über 1.500 Stunden ihrer Freizeit auf der Baustelle. Den Löwenanteil der Stunden erbrachten unser "Mann für alles" Kurt Knobloch und seine .Kernmannschaft" Gerhard Schenke, Joachim Höcherl und Heinrich Damer.

 

Als ebenso unentbehrlichen wie fleißigen "Gelegenheitsarbeitern" muss für ihre Mitarbeit gedankt werden:

Kurt Aufrecht, Georg Brunner, Hans Dorner, Heinz Häuslbetz, Peter Hemmeter, Hans Höcherl, Bürgermeister Hans Lämmermann, Udo Langenfeldt, Hans Lieb, Franz Link, Gerhard Richter, Ernst Stöhr, Heinrich Winkler, Hans Zimmermann und Willi Zimmermann.

 

Das 100-jährige Jubiläum warf seine Schatten bereits in der Jahreshauptversammlung 2000. Es galt einen Festausschuss ins Leben zu rufen, um die vielfältigen Aufgaben auf breitere Schultern zu verteilen und die Erfahrung von Mitgliedern zu nutzen. Neben der engeren Vorstandschaft mit Heinz Häuslbetz, Udo Langenfeldt, Hans Dorner und Anton Pickel, die "geborene" Ausschussmitglieder waren, erklärten sich die anwesenden Vorsitzenden anderer ortsansässiger Vereine wie Dieter Beer, Reinhold Hum, Herbert Jäger und Klaus Ludewig zur Mitarbeit bereit. Auch einige "normale" Mitglieder schlugen die Bitte des Vorsitzenden, sich einzubringen, nicht ab. Es waren Manfred Damm, Peter Frühwald, Kurt Knobloch und Franz Link.

 

Ging man mit dem Ausarbeiten des Grobkonzeptes die Sache zeitlich noch recht locker an - man hatte ja noch viel Zeit -, begann sich mit dem Näherrücken des Festtermins in der Detailarbeit Stress bemerkbar zu machen, die Sitzungstermine wurden immer enger. Was am Ende heraus kam, halten Sie mit dieser Festschrift in Ihren Händen und können es bei den Festveranstaltungen 7. bis 15.Juni 2002 miterleben. Ein reger Besuch der Veranstaltungen wäre dem Festausschuss Lohn genug.

 

Die Jahreshauptversammlung am 18.01.2002 bestätigte die bisherige engere Vereinsführung. Mit einstimmigen Wahlergebnissen wurden

1.Vorsitzender Heinz Häuslbetz, 2.Vorsitzender Udo Langenfeldt, Schriftführer Hans Dorner, Kassier Anton Pickel

Dank und Anerkennung der Mitglieder für die geleistete Arbeit und ihren Einsatz für den Verein ausgesprochen. Anton Pickel übernimmt damit in der siebenten Wahlperiode das Amt des Kassiers. Der 1.Vorsitzende Heinz Häuslbetz dankte den ausscheidenden Beisitzern Karin Hollederer, Lieselotte Stöhr und J oachim Höcherl mit herzlichen Worten für ihren tatkräftigen Einsatz in den vergangenen Jahren und begrüßte als neue Beisitzer Jutta Illauer, die den Platz ihres verstorbenen Mannes einnimmt, Wolfgang Jarosch, Franz Link und Karl Wirth, der sich bereit erklärte, die Aufgabe des Gerätewartes zu übernehmen. Heinrich Winkler und Karl Weber arbeiten eine weitere Periode in der Vereinsführung mit.

 

Viele Namen von Mitgliedern und Helfern sind in dieser Chronik genannt worden, die durch verschiedenste Aktivitäten in der Vergangenheit die Arbeit des Vereins ermöglicht, unterstützt und gefördert haben. Aber nicht alle Helfer sind in den Vereinsprotokollen und dieser Chronik erwähnt. Darum soll am Ende dieser "Streiflichter" - die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können und wollen - "jeder und jedem" ein herzliches Vergelt's Gott ausgesprochen werden, die sich irgendwann mit Rat und Tat für den Verein eingebracht haben.

Einem, der unsere Mitglieder in vielen Vereinsabenden und bei Baumschnittkursen an seinem großen Fachwissen - stets in verständlicher und überzeugender Weise vermittelt - teilhaben ließ, sei an dieser Stelle unser aller Dank ausgesprochen: Herrn Kreisfachberater a.D. Wolfgang Schmidt.

Rückblickend darf wohl mit Recht geschrieben werden, dass der "Obst- und Gartenbauverein Obermichelbach e.V." in der Zeit seines Bestehens zum Nutzen seiner inzwischen 428 Mitglieder und zum Wohle der Allgemeinheit gewirkt hat. In diesem Sinne möchte die Vereinsführung - mit der unentbehrlichen Unterstützung möglichst vieler Mitglieder - diese erfolgreiche Arbeit in der Zukunft fortsetzen.